Unsere Venedig-Fahrt war wirklich etwas Besonderes. Das fing schon damit an, dass wir nicht klassischerweise im Frühling oder Sommer fuhren, sondern im November. Und wir wussten nicht, ob unsere geplanten Konzerte wirklich stattfinden würden, denn wir hatten nur mündliche Zusagen! So blieb es bis zuletzt spannend, aber sowohl die Probe im atemberaubenden barocken Festsaal des „Palazzo Zenobio“ als auch das Konzert dort wurden wunderschön.
Bei der Anreise hatten wir noch im Zug Werbung mit Handzetteln gemacht, und so fanden tatsächlich etliche Zuhörer:innen den Weg zum Palazzo, der an einem dunklen Seitenkanal liegt, und saßen dann auf wackligen Stühlchen mit Mänteln im kühlen Festsaal – aber wir konnten spüren, dass sie das Konzert mindestens genauso genossen wie wir.
Unser zweites Konzert sollte in der Krypta des Markusdoms zu einer Abendmesse an einem Montag stattfinden. Da werden wir wohl nur für einige wenige Gläubige singen, dachten wir. Wir wurden an einem Seiteneingang abgeholt und über verschlungene Wege zu einem offenen Innenhof geleitet, wo wir uns einsingen konnten. Und dann, wenige Minuten vor Beginn, hieß es: Ihr singt nicht unten in der Krypta, sondern oben, in der Basilica San Marco! Unser Adrenalinspiegel stieg. Wieder wurden wir durch das altehrwürdige Gebäude geführt und fanden uns schließlich im vollbesetzten Dom wieder, wo die Abendmesse stattfand. Über uns die beiden Balkone, auf denen vor Jahrhunderten die venezianische Mehrchörigkeit entstanden war, in unseren Gedanken Claudio Monteverdi, der im 17. Jahrhundert hier Kapellmeister war – authentischer, aber auch aufregender hätte unser Auftritt nicht sein können. Aber alles klappte wunderbar, und nach dem Gottesdienst gab es sogar Applaus!